11:11 Uhr – zwei Glaubensschwestern asiatischer Abstammung beenden gerade den Predigtdienst
(München) Stille Wasser sind tief – sagt ein alter Spruch und in diesem Fall ist es nicht die Lautstärke einer Demonstration, sondern die stille, jedoch massive Präsenz, mit der die Angehörigen der Zeugen Jehovas den Hauptverkehrspunkt der Landeshauptstadt regelrecht für sich vereinnahmen. Ein Wochentag – vormittags entlang des Frontportales des Münchner Hauptbahnhofes, gleichzeitig ein beliebtes Betätigungsfeld der Glaubensbrüder und -schwestern dieser Gruppierung, ist bereits Aufstellung bezogen worden. Sie stehen schon dort in ihrer eleganten Kleidung mit ihrem gepflegten Aussehen. Zurückhaltend und dennoch einen potentiellen Aspiranten abschätzend, um an diesen verbal heranzutreten, steht sie parat – die Garde der Seelenfänger im Namen ihrer leitenden Körperschaft, wie sich das Führungsgremium tituliert.
Zeit: 11:12 – nur wenige Meter weiter griechische Literatur von der nächsten Verkündigerin
Zeit: 11:13 – ein paar Schritte und ein Gedankenaustausch mit den Glaubensbrüdern
Zeit: 11:14 – sie präsentieren Literaur in südländischen Sprachen
Mit 7 Vertretern – 4 Frauen und 3 Männern von unterschiedlichster ethnischer Herkunft, gewappnet mit Ausgaben der Publikationen des „Wachtturmes“ und „Erwachet!“ in den verschiedensten Sprachen. Richtig abgestimmt, um ankommende oder vorbeikommende Touristen oder im Bereich des Hauptbahnhofes auch verkehrende Menschen ausländischer Herkunft in ihrer Muttersprache anzusprechen und mit der Literatur der Seelenpeiniger zu versorgen. Gleich 7 Angehörige der noch immer unterschätzten Gruppierung der Zeugen Jehovas, dort wo Menschen anreisen um eine Stadt in Unbeschwertheit zu besuchen. Welchen Eindruck diese Präsenz auf Gäste Münchens macht, wird wohl unterschiedlich sein – doch das Gesamtbild erweckt Unbehagen.
Zeit: 11:16 – Verkündiger Nr. 6 zückt das Heft als die U-Bahnwache München naht
Zeit: 11:16 – vier Uniformierte lehnen ab und gehen weiter
Zeit: 11:16 – Zeugin Jehovas als 7. beim Predigtdienst
2002-06-16